40% werden berufsunfähig: So schützt du dich mit einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung in der Schweiz

Stell dir vor, von heute auf morgen kannst du nicht mehr arbeiten - wegen Burnout, einer Krankheit oder einem Unfall. Genau dieses Risiko betrifft mehr Menschen, als du denkst: Rund 40% der Erwerbstätigen in der Schweiz werden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal berufsunfähig.

Die staatlichen Leistungen aus AHV und Pensionskasse reichen in vielen Fällen nicht aus, um deine Fixkosten und deinen Lebensstandard zu decken. Hier kommt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ins Spiel: Sie schliesst deine Einkommenslücke, wenn dich das Schicksal trifft.

In diesem Artikel erfährst du:

  • warum es auch als gesunder Mensch wichtig ist, sich mit Erwerbsunfähigkeit zu beschäftigen,

  • wie du deine persönliche Vorsorgelücke erkennst,

  • welche Rolle eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung spielt

  • und worauf Selbstständige besonders achten müssen.

Erwerbsunfähigkeitsversicherung

Warum muss ich mich als gesunder Mensch mit dem Thema Erwerbsunfähigkeit befassen?

Neben dem Risiko “Alter” gibt es aber auch noch ein viel aktuelleres - das Risiko “Berufsunfähigkeit”. Dieses Risiko entsteht, wenn man aufgrund von einem Unfall oder einer Krankheit langfristig nicht mehr arbeiten kann. Dieses Risiko wird häufig unterschätzt, da ca. 40% der Erwerbstätigen einmal in ihrem Leben berufsunfähig werden. Der Hauptgrund sind meist psychische Erkrankungen, gefolgt von Erkrankungen des Bewegungsapparates und Krebs. Unfälle sind nur in 8% der Fälle der Grund für eine Berufsunfähigkeit.

 
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Was passiert, wenn du arbeitsunfähig wirst?

Grundsätzlich erhältst du 100% von deinem Lohn von Arbeitgebende als Lohnfortzahlung je nach Dienstjahren und Kanton.

 
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Bei Krankheit

Bei Krankheit folgt das Krankentaggeld, was typischerweise 80% vom Lohn ausmacht, bis zu 720 Tage (ca. 2 Jahre). Nach 1 Jahr Arbeitsunfähigkeit hast du Anspruch auf eine IV-Rente aus der AHV plus einer Kinderrente, falls du Kinder unter 18 Jahre oder unter 25 Jahren hast, die aber noch in einer Ausbildung sind. Allerdings kann es sein, dass die IV-Rente erst ab Jahr 2 gezahlt wird, auch wenn du schon vorher Anrecht hast.

Nach 2 Jahren würdest du die IV-Rente plus Kinderrente erhalten plus die Invalidenrente aus der Pensionskasse plus Kinderrente aus der Pensionskasse.

Eine IV-Rente wird nur gezahlt, wenn man min. 40% invalide ist. Wie hoch die Rente ist, berechnet sich nach dem Invaliditätsgrad. Erst ab einem Invaliditätsgrad von 70% erhält man die volle IV-Rente aus der AHV und PK. Wie hoch die volle PK-IV-Rente ist, steht in deinem Pensionskassenausweis. Die Höhe der AHV-IV-Rente berechnet sich wie die normale AHV-Rente.

Basierend auf diesen Daten kannst du deine Lücke berechnen, die du hast, falls du arbeitsunfähig wirst aufgrund von Krankheit.

Bei Unfall

Bei Unfall folgt nach der Lohnfortzahlung von 3 Tagen das Unfalltaggeld, was typischerweise 80% vom Lohn ausmacht, bis zu 720 Tage (ca. 2 Jahre).

Nach 1 Jahr Arbeitsunfähigkeit hast du Anspruch auf eine IV-Rente aus der AHV plus einer Kinderrente, falls du Kinder unter 18 Jahre oder unter 25 Jahren hast, die aber noch in einer Ausbildung sind. Allerdings kann es sein, dass die IV-Rente erst ab Jahr 2 gezahlt wird, auch wenn du schon vorher Anrecht hast (wie bei Krankheit).

Nach 2 Jahren würdest du die IV-Rente plus Kinderrente erhalten plus die Invalidenrente aus dem UVG.

Typischerweise ergeben die IV-Rente plus Kinderrente und der UVG-IV-Rente zusammen 90% von deinem Lohn bis zu einem Lohnmaximum von CHF 148’200.- (es kann sein, dass deine Firma ein höheres Lohnmaximum absichert).

Eine IV-Rente wird nur gezahlt, wenn man min. 40% invalide ist in. Wie hoch die Rente ist, berechnet sich nach dem Invaliditätsgrad. Erst ab einem Invaliditätsgrad von 70% erhält man die volle IV-Rente aus der AHV. Die Höhe der AHV-IV-Rente berechnet sich wie die normale AHV-Rente. Beim UVG ist das anders, hier gibt es schon eine Rente ab 10% Invaliditätsgrad.

Basierend auf diesen Daten kannst du deine Lücke berechnen, die du hast, falls du arbeitsunfähig wirst aufgrund von Unfall.

 
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So findest du heraus, ob du eine Lücke bei Erwerbsunfähigkeit hast

  • Bestelle deinen IK-Auszug bei der AHV bzw. Ausgleichskasse, deinen Pensionskassen-Auszug & -Reglement und evtl. Lebensversicherungen hervor

  • Rechne dir aus, wie hoch dein Bedarf an Lebenshaltungskosten wäre, wenn du nicht mehr arbeitsfähig bist (Schätzung: Etwa 90% von deinem aktuellen Einkommen)

  • Ermittle jetzt deine Lücke, indem du notierst, was deine 1. Säule (AHV), deine 2. Säule (Pensionskasse) und ggf. 3. Säule in Form von Lebensversicherungen im Fall von Erwerbsunfähigkeit an dich auszahlen würden

  • Mache diese Aufgabe einmal für den Fall eines Unfalls und einmal im Falle von Krankheit (z.B. Depression, Burnout). Wie gesagt bei Krankheit gilt die IV-Rente im Pensionskassenausweis, bei Unfall die Leistung aus der Unfallversicherung (UVG).

  • Summiere die IV Rente mit IV-Rente aus der Pensionskasse bei Krankheit, die du erhalten wirst und ziehe deine Lebenshaltungskosten (ca. 90% von deinen aktuellen Kosten) ab. Bei Unfall addierst du die IV Rente mit dem UVG und ziehst dann 90% von deinem Lohn ab.

  • Was übrig bleibt, ist deine Lücke (eine bei Unfall, eine bei Krankheit), die entsteht, wenn du nicht mehr arbeiten kannst zwischen dem, was du erhältst und dem, was du zum Leben benötigst.

… und die gilt es zu schliessen!

Schliesse deine Lücke mit einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung

Wenn du eine Lücke im Fall von Unfall oder Krankheit in deiner Absicherung entdeckst (hat fast jede*r in der Schweiz), dann gilt es diese mithilfe einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung zu schliessen. 

Diese Versicherung zahlt eine monatliche Rente, wenn du aufgrund von Krankheit oder Unfall dauerhaft oder vorübergehend erwerbsunfähig wirst. Sie macht Sinn, wenn die Invalidenleistungen aus der 1. und 2. Säule zu gering sind, um deine Kosten zu decken. 

Hast du bereits eine Lebensversicherung? Dann prüfe, ob der Zusatzbaustein “Erwerbsunfähigkeitsversicherung” ggf. bereits inkludiert ist.

Was kostet eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung?

Das hängt vor allem von der Höhe des zu versichernden Lohns ab (wie viel die Versicherung im Ernstfall zahlen soll), die Laufzeit und Faktoren wie eine möglichst geringe Wartefrist.

Als Beispiel von der Zurich: Eine weibliche Person, 1993 geboren, Nichtraucherin, mit Bürotätigkeit, mit einer versicherten Jahresrente von CHF 30’000.- kostet mit einer Laufzeit von 32 Jahren CHF 1’065,50.- pro Jahr, also etwa CHF 83.- pro Monat.

 
finelles erwerbsunfähigkeit
 

Spezialfall “Selbstständige”

Falls du selbständig bist, kannst du dich einer Pensionskasse anschliessen, dann gelten für dich die gleichen Regeln wie bei einer angestellten Person

Falls du das nicht machst, kannst du die 3a nutzen, nämlich bis zu 20% vom Einkommen bis zu CHF 36’288.- pro Jahr.

Was du aber machen müsstest, ist das Thema Invalidität abzusichern über eine Versicherungslösung. Dies bedeutet, dass du in der Krankenkasse einen Unfall einschliesst für die Pflegekosten, da dies bei Angestellten über den oder die Arbeitgeber*in abgedeckt ist. Dann kommt hinzu, dass das Taggeld bei Krankheit und Unfall als Erwerbsausfallversicherung abschliesst für die ersten 2 Jahre. Danach sicherst du dich über eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung ab, die sowohl bei Krankheit als auch bei Unfall zahlt. Denn sonst bist du nur auf die AHV/IV angewiesen, die sehr niedrig ist. Mehr zum Thema Vorsorge für Selbständige liest du hier.

Mein Tipp: Hole dir mehrere Angebote ein, denn die Unterschiede können für dieselbe Leistung sehr gross sein.

Fazit zum Thema Erwerbsunfähigkeitsversicherung

Die meisten haben eine kurzfristige Lücke von ca. 20% vom Lohn sowohl bei Unfall als auch Krankheit in den ersten 2 Jahren. Die kann man mit einer temporären Erwerbsunfähigkeitsversicherung absichern. Wenn du die Lücke tragen kannst, weil du genug Vermögen hast oder du mit 80% von deinem Lohn leben kannst, benötigst du die Versicherung nicht.

Die meisten haben eine langfristige Lücke nach 2 Jahren im Fall einer Krankheit, die grösser wie 20% sein kann, meist 40%. Hier macht eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung Sinn.

FAQs zum Thema Erwerbsunfähigkeitsversicherung

Ab wann zahlt eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung?

Die meisten Policen haben eine Wartefrist von 12 bis 24 Monaten, bevor Leistungen fliessen. Einige Versicherer bieten aber auch kürzere Fristen (z. B. 3 Monate) an. Wichtig ist, dass du diese Frist bei Abschluss bewusst wählst, je nachdem, wie lange du mit Notgroschen oder Krankentaggeld deine Ausgaben decken kannst.

Was ist der Unterschied zwischen Erwerbsunfähigkeits- und Invalidenrente?

Die IV-Rente (AHV/IV) ist eine staatliche Leistung, die nur gezahlt wird, wenn du mindestens 40 % invalid bist. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist eine private Zusatzversicherung, die deine Einkommenslücke schliesst und flexibler an deine Bedürfnisse angepasst werden kann.

Lohnt sich eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung auch für Selbstständige?

Ja, gerade Selbstständige sind stärker gefährdet, weil sie nicht automatisch über eine Pensionskasse abgesichert sind. Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung stellt sicher, dass du im Krankheits- oder Unfallfall ein regelmässiges Einkommen hast und nicht nur auf die minimalen IV-Leistungen angewiesen bist.

Wie hoch sollte die Erwerbsunfähigkeitsrente sein?

Die Höhe hängt von deinem Lebensstandard, Fixkosten und bereits vorhandenen Leistungen (AHV, PK, private Versicherungen) ab. Grundsätzlich solltest du so absichern, dass dein Einkommen auch im Ernstfall deine wichtigsten Kosten (Miete, Familie, laufende Ausgaben) deckt.

Wie finde ich die passende Erwerbsunfähigkeitsversicherung in der Schweiz?

Vergleiche unbedingt mehrere Angebote, da Leistungen, Prämien und Wartefristen stark variieren. Achte besonders auf: Höhe der versicherten Rente, Wartefrist, Laufzeit und Bedingungen für die Auszahlung. Ein neutraler Vergleich über Plattformen wie Comparis oder ein unabhängiger Finanzberater*in kann helfen.

Clara Creitz

Hi, ich bin Clara - deine Expertin für Vorsorge und Investitionen. Als zertifizierte Finanzplanerin (CFP®) und Finanzcoach helfe ich dir, deine Finanzen in richtige Bahnen zu lenken – und damit mehr Gelassenheit in dein Leben zu bringen.

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IV-Rente in der Schweiz: Voraussetzungen, Berechnung & Tipps zur Absicherung

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